3Jo | GerAlbrecht

Der dritte Brief des Apostels Johannes

Einleitung

Seinen dritten Brief richtet der Älteste an einen ihm befreundeten Christen namens Gajus, dessen Wohnort nicht genannt wird. Gajus wird in dem kurzen Schreiben gebeten, einige Verkündiger des Evangeliums, die als Evangelisten umherzogen, bei sich aufzunehmen und sie zur Weiterreise auszurüsten. Gewöhnlich war es Sache der Gemeinde und ihrer Vorsteher, für solche Gäste zu sorgen. In diesem besonderen Fall kann sich jedoch Johannes nicht an den Vorsteher wenden, weil dieser, Diotrephes mit Namen, von ihm nichts wissen will. Diotrephes tritt uns hier als ein ehrgeiziger Oberhirt entgegen, der sich gegen die apostolische Leitung empört hat, um unumschränkter Alleinherrscher in seiner Gemeinde zu sein. Johannes will aber diesen anmaßenden Kirchenfürsten nicht weiter eigenmächtig schalten lassen, sondern nachdem er der Gemeinde schon einen kurzen Brief — vielleicht unseren zweiten Johannesbrief — gesandt hat, will er nächstens auch persönlich kommen, um dem gefährlichen Treiben des Diotrephes ein Ende zu machen. Es scheint, daß der in dem Brief genannte Demetrius von dem Apostel an die Stelle des Diotrephes gesetzt werden soll. Der zweite und der dritte Johannesbrief sind wohl ungefähr gleichzeitig mit dem ersten entstanden. Daß der dritte Brief später als der zweite, und zwar erst im Lauf des dritten Jahrhunderts, unter die heiligen Schriften der Kirche aufgenommen worden ist, dies läßt sich leicht begreifen, weil er sich an eine sonst ganz unbekannte Persönlichkeit richtet.

3 John

1 Der Älteste entbietet seinen Gruß dem lieben Gajus, den ich aufrichtig liebe. 2 Lieber Freund! Mein Wunsch und mein Gebet ist: wie es deiner Seele wohl geht, so möge es dir auch äußerlich und besonders in der leiblichen Gesundheit in jeder Hinsicht wohl gehen. 3 Es hat mich sehr gefreut, daß Brüder gekommen sind ^{▼▼Die Brüder sind aus des Gajus Gemeinde zu Johannes gekommen.} und sich lobend darüber ausgesprochen haben, wie aufrichtig du der Wahrheit ^{▼▼D.h. der Wahrheit des christlichen Glaubens.} ergeben bist und wie treu du sie durch deinen Wandel bezeugst. 4 Eine größere Freude habe ich nicht, als wenn ich höre, daß meine Kinder in der Wahrheit wandeln. 5 Mein Lieber, du erfüllst treulich deine Pflicht an den Brüdern, sogar an solchen, die dir fremd sind. ^{▼▼D.h. die aus anderen Gemeinden kommen.} 6 Diese Brüder haben deine Liebe auch vor der (hiesigen) Gemeinde ^{▼▼Gemeint ist wohl die Gemeinde in Ephesus, wo Johannes wohnte.} rühmend anerkannt. Du tust wohl daran, wenn du sie auch jetzt wieder freundlich aufnimmst und zur Weiterreise ausrüstest, ^{▼▼Die Brüder in V3 gehören zu der Gemeinde des Gajus; dagegen die Brüder in V5 sind umherreisende Evangelisten, die Gajus auch jetzt wieder wie schon früher freundlich aufnehmen soll.} wie es sich vor Gott geziemt. ^{▼▼D.h. mit aller Liebe und Aufopferung.} 7 Denn sie sind ausgezogen, ^{▼▼Von Ephesus oder von einer anderen Gemeinde.} um den Namen ^{▼▼"Den Namen" Christi.} zu verkünden, und dabei nehmen sie von den Heiden keine Unterstützung an. ^{▼▼Deshalb sind sie ausschließlich auf die Unterstützung der christlichen Glaubensbrüder angewiesen.} 8 Darum ist es unsere Pflicht, uns solcher Männer anzunehmen, um so an der Ausbreitung der Wahrheit mitzuwirken. 9 Ich habe der Gemeinde ^{▼▼"Die Gemeinde," deren Glied Gajus ist.} einige Zeilen geschrieben. Aber Diotrephes, der unter ihnen nach der ersten Stelle strebt, will von uns nichts wissen. 10 Bei meinem Besuch will ich deshalb sein ganzes Treiben aufdecken: wie er uns mit bösen Reden verdächtigt und, damit nicht genug, auch die Brüder ^{▼▼Die umherreisenden Evangelisten.} nicht aufnimmt und solche, die sie aufnehmen wollen, daran hindert, ja sogar aus der Gemeinde stößt. 11 Mein Lieber, folge nicht dem bösen Beispiel, sondern dem guten! Wer Gutes tut, der ist von Gott; wer Böses tut, der hat Gott nicht gesehen. 12 Demetrius hat von allen, ^{▼▼Hier ist vielleicht zu denken an alle Gemeindeglieder, die aus der Ortsgemeinde des Gajus zu Johannes nach Ephesus gekommen sind.} ja von der Wahrheit selbst, ^{▼▼Was bedeutet hier die Wahrheit? Christus? Oder: der Heilige Geist, der Geist der Wahrheit? Ist etwa an Worte der Weissagung zu denken, die auf Demetrius hingewiesen haben?} ein gutes Zeugnis empfangen. Auch wir ^{▼▼Johannes.} geben ihm ein gutes Zeugnis; und du weißt, daß unser Zeugnis wahr ist. 13 Ich hätte dir noch vieles mitzuteilen, aber ich mag es nicht tun mit Tinte und Feder. ^{▼▼Es ist möglich, daß der zweite Johannesbrief für die ganze Gemeinde, der Gajus angehörte, bestimmt war. Ihr Bischof Diotrephes wird in dem kurzen Schreiben nicht erwähnt, weil er ja von dem Apostel Johannes nichts wissen wollte. Gleichzeitig mit dem zweiten Brief wird dann der dritte Brief, der nur für Gajus bestimmt war, abgegangen sein.} 14 Ich hoffe, dich bald zu sehen. Dann wollen wir mündlich miteinander reden. Friede sei mit dir! Die Freunde ^{▼▼In Ephesus?} lassen dich grüßen. Grüße jeden einzelnen unserer Freunde! ^{▼▼Diese sind zu suchen in der Gemeinde des Gajus. Diotrephes hatte also noch nicht alle Gemeindeglieder auf seine Seite gebracht, sondern es gab außer Gajus und Demetrius auch noch andere, die treu zu dem Apostel Johannes hielten.}